La Palma: See it. E-MTB it. Love it.

Von Massentourismus kannst Du bei 250.000 Besuchern im Jahr (inkl Festland-Spaniern) nicht gerade sprechen. Auf die große kanarische Schwesterinsel Teneriffa strömen in der gleichen Zeit 7 Millionen (Quelle). La Palma setzt auf sanften Tourismus. So ist die herzförmige Insel mitten im Atlantik bislang eher ein Tipp unter Kennern.

Etwa bei Wanderen, Naturliebhabern, Astronomen, Fotografen. Und bei Mountainbikern!

Die kontrastreiche Insel zählt nämlich zu den vielfältigsten MTB-Revieren Europas. Weitere Superlative zu La Palma? Kein Problem!

La Palma: Superlative am Rand Europas

Die „Isla Bonita“ und „Insel des ewigen Frühlings“ darf sich wegen des guten Klimas und klaren Himmels auch UNESCO Weltbiosphärenreservat (-> Link) und erstes Starlight Reservat der Welt (-> Link) nennen.

In der Fläche nicht größer als der Stadtstaat Hamburg, umfasst Insel La Palma mindestens 5 Vegetationszonen von 0 bis 2450 Metern Höhe und verschiedenste Mikroklimata, beherbergt endemische Pflanzen- und Tierarten, eigene Ökosysteme wie dichte Lorbeerwälder und ist ideal zur Wal- und Delfinbeobachtung.

Plus:

„Für Mountainbiker ist La Palma ein Traumrevier. Tagelang lassen sich hier in den wildromantischen Bergen Kurven räubern, Anstiege erkämpfen und Abfahrten genießen“.

Dies schreibt Siegmund Schüler, seines Zeichens Pionier des MTB-Sports auf der Insel, in seinem „Mountainbikeguide La Palma“ (Affiliate-Link: bei Amazon ansehen). Dem sehr serviceorientierten und gut getexteten Buch habe ich auch den Titel dieses Blogbeitrags entlehnt 🙂

Seit 1993 hat Siegmund Schüler aus seiner Leidenschaft das Unternehmen Bike’n’Fun aufgebaut, mit Bikestation und geführten Touren. Sein Standort ist Los Llanos auf der sonnigeren westlichen Inselseite.

Mit ihm und zwei weiteren Kunden mache ich eine E-Bike-Tour, um La Palma als E-Bike-Revier zu erkunden.

E-Bikes: Noch in der Minderheit auf La Palma

Das Thema E-Bike ist hier zwar angekommen, aber Stand 2019 noch in der Minderheit gegenüber dem klassischen Bio-MTB und dem Rennrad. Von den 60 Rädern bei Bike’n’Fun sind erst sieben E-Bikes. Doch die Nachfrage nach E-Bikes und E-Bike-Touren nimmt gerade zu. Kommt zu den vielen Superlativen für la Palma noch der des besten ganzjährigen E-Bike-Reviers Europas hinzu?

Ganzjähriges E-Biken auf La Palma: Sport- und Genuss-Touren

Aktiver Fahrradurlaub im europäischen Hochsommer? Auf Mallorca, auf Festland-Spanien, in Italien oder Südfrankreich keine gute Idee, schon gar nicht entspannend …

Anders auf La Palma: Mit E-Bikes sind sportliche Ausritte genauso wie Genuss-Touren auch im Sommer wie im Winter möglich. Auf der anderen kanarischen Schwester Gran Canaria hatte ich im Februar einmal eine Tour mit einem Haibike Fully  gemacht, dort wäre es im Juli, August tatsächlich viel zu heiß.

Nimmst Du die Vorteile zusammen, sind ideale Voraussetzungen gegeben, dass La Palma tatsächlich als eines der wenigen ganzjährig geeigneten E-Bike-Reviere Europas mehr Zuspruch erhält:

  • ganzjähriges Frühlingsklima (im Sommer in der Regel 25-30 Grad)
  • gemäßigte, abwechslungsreiche Topografie (0 – 2450 Meter)
  • beste der Kanareninseln fürs E-Biken
  • kaum Verkehr, viele ruhige Nebenstrecken, entspannte Asphalttouren möglich
  • Waldpisten, Lavasand, Singletrails / Downhills aller Schwierigkeitsgrade – alles auch gut kombinierbar
  • Tourenangebote für jeden Anspruch, jede Leistungsstufe
  • E-Bikes verlangen weniger Kraftanstrengung – Vorteil bei warmem Wetter
  • Überall Panoramen, Ausblicke, Naturschönheit, geologisch Interessantes (Vulkaninsel)
  • Gute Infrastruktur mit verschiedenen E-Bike-Verleihern und Tourenanbietern

Fünf Vegetationszonen, von subalpinen Arealen mit Vulkanen durch immergrüne Urwälder mit üppigem, teils prähistorischen Waldbestand bis hinunter zur Küstenvegetation machen La Palma auch für Biker und E-Biker einzigartig.

E-Bikes mieten: Kein Mangel an Bikestationen auf La Palma

Das eigene E-Bike braucht Ihr dazu nicht mitzubringen – wäre auch schwierig. Die Verleih-Anbieter auf La Palma sind gut sortiert und bieten die neuen Modelle des Jahrgangs.

Seien es die bärenstarken E-Fullys wie die GIANT TRANCE E+ 2 PRO  mit dem Yamaha-Motor, auf 360% maximale Unterstützung optimiert, die ebenfalls MTB-orientierten PowerPlay-Modelle von ROCKY MOUNTAIN (ab Herbst 2019 bei Bike’n’Fun), die SCOTT Genius eRide Modelle oder eher für Asphalt geeignete DualBattery-Tourer wie die SUPERCHARGER von RIESE & MÜLLER (Bosch-Motoren).

Entspanntes Einrollen raus aus der Stadt

A propos Los Llanos: Weder auf Teneriffa noch auf Gran Canaria konnte ich jemals so entspannt und verkehrsarm aus einem Ort hinausrollen als aus dieser „Inselmetropole“, mit 20.000 Einwohnern die größte Stadt der Insel. Nach wenigen Minuten waren wir über Nebenstraßen und ein paar Feldwege 300 Höhenmeter weiter oben und inmitten der schönsten Landschaft mit Ausblick auf Vulkane, Kiefernwälder und Meer.

Zehn Autos waren uns vielleicht bis hierher begegnet, selbst bei der Überquerung der LP2, der westlichen Hauptroute gen  Süden und inklusive Stop direkt an der Straße zum Wasserkauf waren es kaum mehr. Keine Übertreibung!

Diese Ruhe entspannt das Radlerherz, besonders wenn es einem (wie mir) nicht so sehr auf Tempo ankommt als auf Genuss und eine gemäßigte sportliche Herausforderung.

Lernen vom Tourguide: Lessons for Life

Damit es nicht zu entspannend wird, mahnt uns Siegmund, uns rechts zu halten. Nach Murphys Gesetz kommen Autos, wenn sie entgegenkommen, in Kurven.

Auch sonst ist Siegmund ein umsichtiger Tourguide. Auf ein paar Metern Singletrail-Abschnitt taxiert Siegmund unsere Fahrtechnik. Ich muss mich über die Steine, Rillen und Löcher trauen, darin bin ich nicht wirklich geübt. Alles geht gut, mein Vertrauen ins GIANT Fully mit den sehr hilfreichen 2.6-Zoll-Reifen und den Federwegen von 150mm vorn / 140mm hinten wächst. Ich erhalte ein Grinsen von Siegmund…

Siegmund korrigiert selten, aber hilfreich und immer mit Erklärung:

Nicht zu langsam treten, das kostet mehr Akkupower, da für den Motor nicht so effektiv. Lieber fleißig schalten mit der Shimano Deore XT Kettenschaltung.

Besser in den unteren zwei, drei Unterstützungsmodi (von fünf beim GIANT-Antrieb) fahren, um die GIANT EnergyPaks nicht vorzeitig leerzusaugen. Unsere 500 Wh-Akkus müssen heute etwa 1200 Höhenmeter hergeben.

Einiges wusste ich ja bereits aus der eigenen Fahrschule des E-Bike-Lebens. Das Verhalten auf tiefem Vulkansand aber noch nicht:

Hör nicht auf zu treten! … wenn Du im vulkanischen Bimssteinsand steckenbleibst (das bin ich). Weitertreten funktioniert tatsächlich, selbst im Stand, denn Du behältst die Balance und irgendwann kommt wieder der Grip. Da lernst Du doch was fürs Leben, oder?

Topografische Zumutungen mit längeren Passagen von über 20% Steigung wie auf Teneriffa häufig finden sich heute erfreulicherweise nicht.

See it. Bike it. Love it: La Palma

Du kannst das E-Biken hier sportlich nehmen und zur Herausforderung machen. Der Sport kann aber auch zur Nebensache werden, weil die Natur der Insel so faszinierend ist.

Bei wenigen kurzen Stopps während der Auffahrt erklärt Siegmund die Vulkanlandschaft oder die Eigenschaften der Kanarischen Kiefer (Pino) mit ihrer dicknarbigen Rinde, die bis zu 400° heiße Flammen übersteht. Einige der Kiefern stehen direkt im Lavastrom (Coladas) des Vulkans San Juan. Der letzte Ausbruch: im Juli 1949.

Überall sehen wir geschwärzte Stämme, auch von Waldbränden, die hier keine Seltenheit sind. Die Menschen sind auf Waldbrände recht gut vorbereitet, so Siegmund, haben kurze Benachrichtigungswege und sind oft wenige Minuten nach Ausbruch vor Ort. Rechtzeitig, um den Brandherd noch eingrenzen zu können.

Brände und Vulkane überlebt die kanarische Kiefer, menschlichen Raubbau nicht:

Die östlichste Kanaren-Insel Lanzarote ist fast komplett abgeholzt. Aus dem „Tea“ genannten Kernholz der Kiefer wurden Schiffe, Balkone, Dächer, Türen, Windmühlen und Fässer gebaut. Ihr goldfarbenes Harz wurde zum Kalfatern (Abdichten mit Teer) der Schiffe gebraucht. Dazu wurden uralte Pinos in speziellen Öfen verschwelt.

Bei der Vulkanspalte Hoyo de la Sima wirft Siegmund einen Stein in ein tiefes Erdloch. Wir hören seeeehr lange nichts. Das Loch ist das 70m Meter tiefe Überbleibsel eines Vulkanschlots und einer eingestürzten Gasblase.

Die heutige Tour passt tatsächlich sehr gut zu meinem Wunschprofil, das ich auch Siegmund übermittelt hatte: Die topografische Herausforderung soll die landschaftliche Faszination bitte nicht in den Hintergrund drängen.

„Die Natur muss gefühlt werden“ meinte Alexander von Humboldt, der auf den Kanaren 1799 die Pflan­zengeographie als Wissenschaft erfand. Das gelingt hier, auch auf der E-Bike-Tour.

Vergrößern

Blick Richtung großer Krater: Caldera de Taburiente
Mirador Astronómico del Llano del Jable, Blick Richtung Nordstern und darunter zum großen Krater: Caldera de Taburiente

Bild: ebikespass.de

Abfahrt durch den Kiefernwald: 900 Höhenmeter Downhill

Vom Vulkan San Juan auf etwa 1250 Höhenmetern hinunter wird es sportlicher: Mal auf weichen, mal steinigen Waldpisten. Die Schwierigkeit machst Du Dir selbst, mit dem Tempo, sagt Siegmund.  Bremsen oder rollen lassen?

Erst einmal hilft die absenkbare Vario-Sattelstütze am GIANT. Dann die Tipps von unserem Guide: Im Stehen fahren, Pedale waagerecht, um die Ecke kurveninneres Bein nach oben, kurvenäußeres nach unten (Traktion, Bodenfreiheit, Flow …). Bremsen mit nur einem Finger an den Bremshebeln, die hydraulische Scheibenbremse braucht auf lockerem Untergrund weniger Kraft als Fingerspitzengefühl. Der Lenker heißt nicht Stützer – deshalb nicht drauf stützen! Ellbogen anwinkeln, locker lenken… dem Bike unter Dir genug Freiheit zur Bewegung geben …

Ich habe selten so viel gelernt und gleich geübt wie auf dieser Tour!

E-Bike-Urlaub auf La Palma: Reinschnuppern, genießen, krachen lassen

So ein E-Bike-Urlaub auf der Insel eignet sich auch gut zum Reinschnuppern ins E-Biken und zum Verfeinern der eigenen Kaufentscheidung zuhause in Mitteleuropa…

La Palma wird manchmal auch als „Steilste Insel der Welt“ beworben. Davon solltet Ihr Euch aber nicht schrecken lassen. Starke Steigungen findest Du vor allem auf der Ostseite, wo Hauptstadt, Flughafen und das touristische Zentrum Los Cancajos liegen und wo die Bergflanken zum Kraterrand in der Inselmitte hin viel steiler aufragen. Hier und im Nordosten findest Du Downhills mit über 1500 Höhenmetern, auch in den Stufen S3, S4 und höher.

Daneben hat sich als MTB- und E-Bike-Hotspot das weitläufige und vielfältige Gebiet von Los Llanos entwickelt, bis hinunter zur Westküste mit dem Badeort Puerto Naos.

Mietkosten, Tourenangebote und Pakete

Die E-Bike-Mietkosten entsprechen denen in anderen touristischen Destinationen, etwa 29 bis 45 Euro für ein E-Bike je nach Modell für einen Tag. plus die Kosten für den Guide bei einer geführten Tour.

Die heutige geführte Tour mit Siegmund hätte mich ungefähr 120 Euro gekostet, inklusive ihm als erfahrenem Tourguide, dem GIANT E-Fully, Helm, Handschuhe und Protektoren (Disclaimer: Ich habe einen Rabatt auf diese Tour erhalten). Jeder Guide hat für seine Gruppe natürlich auch Ersatzschläuche, Werkzeug, eine kleine Notfallapotheke und Verbandskasten dabei.

Ihr könnt auch Tourenpakete zum Beispiel mit fünf geführten Touren buchen, passend für einen 14-tägigen E-Bike- oder MTB-Urlaub. Natürlich sind wo nötig auch Shuttles  bzw. Transfers in den jeweiligen Tourenangeboten enthalten.

Ganz billig ist das alles nicht, dafür stehen Euch aber in der Regel topaktuelle E-Bikes mit leistungsfähigen Motoren und Akkus zur Verfügung.

Plus ein erfahrener Guide, der sowohl Eure ersten Meter als E-Bike-Einsteiger umsichtig begleitet als auch erfahreneren Bikern je nach Können, Anspruch und Strecke wertvolle Fahrtechnik-Tipps gibt.

Die mir ganz sicher auch zuhause weiterhelfen… und beim nächsten Mal auf La Palma!

Wart Ihr schon mal auf La Palma? Könnte die Insel Euch reizen?

Quellen und La Palma-Infos:

Schlagwörter: , , ,

Author: ebikespass

Hallo, ich bin Günter. E-Bikes verbinden für mich ideal Fitness und eine ordentliche Entdeckungsreichweite ... Die Elektrofahrräder tun Umwelt, Körper und Seele gut! Für den Blog teile ich meine technische Neugier und berichte über neue Modelle. Ein persönliches Dankeschön an alle, die mit ihren Kommentaren, eigenen Erfahrungen und Fragen diesen E-Bike-Blog weiter aufwerten und anderen weiterhelfen!

Werbung



Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

nach oben
[quotcoll orderby="random" limit=1]