Elektromobilität: 9 Fragen an Skeptiker

Spass am E-Bike haben wir aus vielen Gründen: Wegen des großen Bewegungsradius, wegen der Superkräfte in den Beinen, wegen der Fitness, wegen der Ersparnis gegenüber dem Auto und weil Elektromobilität für die Umwelt besser ist.

Aber stimmt letzteres auch?

Umweltbilanz von Elektromobilität

Die Umweltbilanz von Elektromobilität wird oft angezweifelt, ganz besonders natürlich beim Netzstammtisch auf Facebook.

Und zwar mit Argumenten, die zumindest vordergründig sachlich und progressiv klingen. Insbesondere die Rohstoffgewinnung und der CO2-Abdruck der Akkus steht in der Kritik – schließlich nutzen unsere Batterien in Pedelecs, Lasten-E-Bikes & Co Lithium, Kobalt und andere Rohstoffe.

Eine fundierte Gegenantwort in Form von zehn Fragen an die Elektromobilität-Skeptiker hat ein Freund kürzlich im Netz gefunden und leicht überarbeitet*. Fragen und Gegenfragen geht es um’s Auto – auch deshalb sind sie so emotional aufgeladen.

Zunächst aber eine kurze Einordnung zu E-Bike-Akkus und Ihrer Herstellung.

Umweltbilanz der E-Bike-Akku-Herstellung

E-Bike-Akkus sind um den Faktor 50 bis 1000 kleiner als die Batterien von VW e-up bis Tesla. Konkretes Beispiel: Ein Standard-E-Bike-Akku mit 500 Wh (= 1/2 kWh) Leistung ist 60 Mal kleiner als der 30 kWh Akku im Nissan Leaf.

Energieaufwand zur E-Bike Akkuherstellung:
Zur Herstellung des Akkus werden je Wattstunde Speicherkapazität etwa 100 Wh Energie benötigt** – beim 500 Wh Akku im E-Bike sprechen wir von 50 kWh Energieaufwand.

CO2-Fußabdruck der E-Bike Akkuherstellung:
Jede generierte Kilowattstunde Energie erzeugt im deutschen Strommix etwa 475g CO2 (***Stand 2018): Somit beträgt der CO2-Fußabdruck 50 x 475 g = 23,75 kg.

Im Vergleich dazu: Ein Flug Frankfurt-London (Hin & zurück) verursacht den Ausstoß von 224 kg CO₂ (nach atmosfair ****).

Elektromobilität – Fragen an die Skeptiker

Viele Argumentationen gegen Elektromobilität insbesondere der E-Autos bemühen sich kaum um objektive Einordnungen und sind meist nicht mehr als Nebelkerzen – Polemiken. Leider haben solche Argumente das Zeug dazu, auch das Beharrungsvermögen der deutschen Autoindustrie und Autofahrer in punkto Verbrennungsmotoren zu stärken.

Daher diese im Netz gefundenen* und ebenfalls zugespitzten

9 Fragen an die Anti-Elektroauto-Populisten:

  1. Wenn in Afrika oder anderswo Kinderarbeit herrscht, etwa um eure modischen Klamotten zusammenzunähen, eure Sneakers zusammenzuleimen oder euer iPhone zusammenzubasteln, dann ist das okay; aber wehe es handelt sich auch nur eine einzige Komponente, die mit Elektroautos zu tun hat, dann ist DAS ganz, ganz schlimm?
  2. Wenn in Afrika in Minen nach Gold, Diamanten und Kupfer geschürft wird, ist das okay; bei Kobalt, das ebenfalls in Kupferminen vorkommt und einfach NEBENHER gewonnen wird, ist DAS dann Ausbeutung?
  3. Wenn Kobalt für die Aushärtung von Kolben, Pleuel, Nockenwellen oder von Werkzeugen verwendet wird, ist das okay, wenn Kobalt für einen winzigen Anteil einer Elektroauto-Batterie verwendet wird, ist DAS natürlich Kinderarbeit und Ausbeutung der Dritten Welt?
  4. Wenn in Kanada durch das Ausspülen von Ölsand Milliarden Liter TATSÄCHLICHES Trinkwasser verseucht werden, ist das okay; wenn in der Atacamawüste in einem SALZsee ungenießbares, VERSALZTES Grundwasser für Lithium hochgepumpt wird, um es dann wieder versickern zu lassen, ist DAS dagegen Zerstörung der Umwelt und Vergeudung von Grundwasser?
  5. Wenn rund 100 kWh aufgewendet werden müssen, damit EIN klassisches Verbrenner-Auto 100 km Distanz zurücklegen kann, halten das die Stromnetze der Raffinerien und Tankstellen selbstverständlich aus, dass dieselbe Strommenge aber FÜNF Elektroautos jeweils über die selbe Distanz antreiben würde, DAFÜR soll das Stromnetz dann nicht ausgelegt sein und zusammenbrechen?
  6. Wenn ein Motor nach 200.000 Km einen Lagerschaden erleidet, dann hat er gute Dienste geleistet; wenn eine Antriebsbatterie nach 500.000 Km ausgetauscht und zu 90% rekonditioniert wird, und nach drei Lebenszyklen und 1.500.000 Km noch einmal zehn Jahre als Pufferbatterie in Smart Houses Anwendung findet, soll DAS eine Entsorgungskatastrophe sein?
  7. Wenn man jeden Tag von neuen Kraftstoffpreisen überrascht wird, schon jetzt für den Sommer von der nächsten Preisspitze ausgehen kann und sich nicht gegen diese Preiswillkür wehren kann, ist das okay; wenn man den Preis für den Strom selber wählen und ihn sogar selbst zuhause produzieren kann, soll DAS aber nachteilig sein?
  8. Wenn ein Verbrennerauto kurz nach der Zulassung bereits 30% – und mehr – seines Marktwertes verliert, ein Tesla aber erst nach 70.000 Km, deshalb sollen sich Elektroautos nicht rechnen?
  9. Wenn man nach 300 km Fahrt zum pinkeln anhält, ist das okay; zum Pinkeln, Kaffee trinken und LADEN anhalten, DAS ist dann aber zeitraubend und unpraktisch?

Da das oft gehörte Fragen und Argumente sind, wollte ich das hier einmal festhalten.

E-Bikes machen Spass, und diesen Spass brauchen wir uns auch als umweltbewußte Menschen nicht nehmen zu lassen.

Ein weiteres spannendes Thema zu Angstmache-Argumenten, die auch FOCUS, Süddeutsche Zeitung oder Der Spiegel weiterverbreiten, will ich hier noch einbinden:

Stromnetze und Elektroautos – Kommt der Blackout, wenn alle elektrisch fahren?

Eure Meinung

Was meint Ihr dazu? Gerne unten in den Kommentaren Erfahrungen, Facts, Quellen, Meinungen hinterlassen.

Anmerkungen, Quellen, Copyright:

* Quelle und Überarbeitung Sebastian Lentz
** www.energie-experten.ch/de/mobilitaet/…
*** www.umweltbundesamt.de/themen/co2-emissionen-pro-kilowattstunde-strom-sinken
**** www.atmosfair.de/de/kompensieren/flug

Beitragsbild: Autobahn Tank & Rast Gruppe GmbH & Co. KG

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Author: ebikespass

Hallo, ich bin Günter. E-Bikes verbinden für mich ideal Fitness und eine ordentliche Entdeckungsreichweite ... Die Elektrofahrräder tun Umwelt, Körper und Seele gut! Für den Blog teile ich meine technische Neugier und berichte über neue Modelle. Ein persönliches Dankeschön an alle, die mit ihren Kommentaren, eigenen Erfahrungen und Fragen diesen E-Bike-Blog weiter aufwerten und anderen weiterhelfen!

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1 Kommentar

  1. ein sehr gelungener Beitrag!

    neben den ökologiscehn Aspekten finde ich auch wichtig, dass mit einem E-Bike auch ältere Menschen wieder mobil sein können.

    Liebe Grüße,
    Christoph

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