Alles zur E-Bike-Reichweite – Teil 2

In unserem langen Artikel zur E-Bike-Reichweite Teil 1 haben wir uns ja mit der großen Spannweite der in der Praxis zu erreichender Reichweiten von 30 bis 200 Kilometern beschäftigt – sehr ausführlich, etwas theoretisch und für die Beispiele unter Zuhilfenahme des E-Bike-Reichweitenrechners von Bosch.

Geht das auch einfacher? Kann man das Thema Akkukapazität und E-Bike-Reichweite auch kurz und knackig abhandeln, ohne Wichtiges auszulassen? Vielleicht will ich mich ja als E-Bike-Einsteiger gar nicht mit soviel Technik und Details beschäftigen, viele brauche ich nur ein paar Tipps vor der Fahrt – mit dem Leih-E-Bike vielleicht?

Ich will in diesem Beitrag also einmal versuchen, das Ganze einzudampfen, und zwar übersichtlich auf die sechs größten Reichweitenfresser. Diese lassen sich dann in einer schönen Infografik darstellen und zum Herunterladen anbieten.

Hier das Ergebnis:

Die sechs größten E-Bike-Reichweitenfresser
Die sechs größten E-Bike-Reichweitenfresser

Grafik: ebikespass.de

Diese Grafik könnt ihr auch gerne als PDF herunterladen: E-Bike-Reichweitenfresser (PDF).

Oder mit diesem HTML-Code auf eurem WordPress-Blog einbetten:

https://www.canva.com/design/DADFmsmcv8Q/view

Kommentare, Anregung, Kritik? Gerne unten eingeben.

Warum genau diese sechs Faktoren als Reichweitenfresser?

Als die sechs größten Reichweitenfresser habe ich vereinfacht aufgeführt:

  1. Nur im Turbo- oder High-Modus fahren: Wer eigene Kraft spart, braucht mehr Kraft vom Motor und „Saft“ aus dem Akku. Wer öfter auf Turbo und High verzichten kann, besonders auch beim Anfahren, spart stark an Reichweite, je nach Bedingungen bleibt sie drei bis vier Mal höher.
  2. Stop- & Go-Verkehr – Häufiges Anfahren: Beim Anfahren unterstützt der Motor am stärksten, das kostet folglich den Akku am meisten Power. Deshalb gilt auch beim E-Bike: Vorausschauend fahren, wo es möglich ist im Rollen bleiben.
  3. Zu niedriger Reifendruck: Wenn der Akku nur noch halb so lang hält: Reifendruck prüfen! Der Reifendruck sinkt z.B. nach einigen Wochen Standzeit. Das kann die Reichweite drastisch verringern.
  4. Weicher Untergrund: Maximale Reichweiten sind auf lockerem und weichem Untergrund, z.B. mit dem E-MTB oder dem E-Trecking-Bike nicht drin. Schon Kieswege und Schotter, weicher Boden im Wald und erst recht Matsch oder lose Steine kosten Dich und den Motor Kraft.
  5. Starke Steigungen: Steile Anstiege in den Bergen, langgezogene Steigungen im Mittelgebirge kosten Kraft. Höhenmeter fressen Reichweite, umso stärker je mehr der Motor Euch unterstützt.
  6. Zu niedrige Trittfrequenz: Sowohl der Motor als auch die Beine haben eine optimale Trittfrequenz. Wer langsam tritt, braucht mehr Kraft – das kostet Akku und belastet Gelenke. Schaltet deshalb lieber einen oder zwei Gänge runter und tretet mit etwa 70-80 U/min. Eine falsche Gangwahl beim Anfahren kostet übrigens auch richtig Akkupower. Vor dem Anhalten: Runterschalten!

Ausgegangen bin ich bei dieser Vereinfachung auf sechs Hauptfaktoren davon, dass ein gewissser Rahmen für die Reichweite durch das spezielle E-Bike und den Fahrer bereits gesetzt ist:

  • das Gewicht von E-Bike, Fahrer und Gepäck steht vor der Fahrt fest
  • Motor und Motorleistung sind vorgegeben
  • die Akkuleistung, -ladung und sein Alter sind vorgegeben
  • die Kraftübertragung – ob Kette, Riemen oder Nabenschaltung ist vorgegeben
  • die Reifenart ist vorgegeben

Innerhalb dieses Rahmens kommen dann beim Fahren beeinflußbar die o.g. sechs Reichweitenfresser dazu.

Die Reihenfolge entspricht dabei meiner Einschätzung. Sie basiert nicht nur auf Berechnungen des Reichweitenrechners, sondern auch aus Diskussionsbeiträgen aus Foren, auf Facebook und last not least aus der eigenen Erfahrung mit unseren beiden E-Bikes.

Zum Beispiel wird geringer Reifendruck oft unterschätzt und kommt in den Reichweitenrechnern gar nicht vor. Mancher E-Bike-Besitzer klagt beim Händler über eine drastisch reduzierte Reichweite und meint, der Akku sei schuld – dabei braucht nur der Reifen nach ein paar Wochen Standzeit wieder den optimalen Druck, um den Rollwiderstand wieder in normale Bahnen zu lenken.

Auch das Thema Trittfrequenz wird gerne unterschätzt. Ich bin mir mit ein paar Aussagen auch von Händlern im Internet einig, dass z.B. der Bosch-Reichweitenrechner bei zu geringer Trittfrequenz zu wenig Reichweite „abzieht“. Zur optimalen E-Bike-Trittfrequenz hatten wir ja auch schon einen ausführlichen Artikel geschrieben.

Was ist mit der körperlichen Fitness und Leistung, die ich investieren kann oder will? Ich denke, diese kann über den Fahrmodus einfließen – sprich über den o.g. Reichweitenfresser Nr. 1 – die Turbo-/High-Fahrstufe. Wenn ich „faul“ fahren möchte oder nicht mehr viel Kraft habe, dann werde ich mich eher vom Turbo/High unterstützen lassen, vielleicht sogar auf ebenen Strecken.

Wenn ich Akku sparen möchte, werde ich eher im Eco, Eco+ bei Yamaha, usw. unterwegs sein und nur wo es „weh tut“ mir die Kraftreserve der Turbo/High-Unterstützung dazuholen. Dieses Thema – Akku und Reichweite sparen – ist aber wieder ein anderes und werden wir noch in unserer kleinen Serie behandeln.

Änderungsvorschläge zur Infografik aus der E-Bike-Community

In den Facebook-Gruppen, wo ich den Artikel und die Infografik zur Diskussion gestellt habe, wurde noch angeregt:

  • Zu ergänzen als Reichweitenfresser wäre noch starker Gegenwind. Da das ähnlich wirkt wie bei Steigungen hatte ich das nicht extra berücksichtigt. Aber kann evtl. über den nächsten Punkt einfließen:
  • Das Thema „Wind und Wetter“ wurde auch als starker Einfluß auf die Reichweite genannt. Es wurde vorgeschlagen, dass die Punkte 4 (Weicher Untergrund) und 5 (Steigungen) zusammengefasst werden zu „Streckenprofil“ und dann „Wind und Wetter“ als Punkt 6 gesetzt werden kann. Das werde ich in der nächsten Version der Infografik wohl berücksichtigen.
  • Die Trittfrequenz (Punkt 6) solle gleich als Punkt 2 kommen, regte ein Nutzer an – das scheint mir persönlich aber zu stark bewertet zu sein. Was meint ihr?

Als Facebook-Gruppen zum konstruktiven Austausch und zur Info, gerade vor der Kaufentscheidung, aber auch für alle Phasen der E-Bike-Erfahrung kann ich diese empfehlen:

PEDELEC FORUM – Pedelec, S-Pedelec, eBike, eMTB – Infos, Tipps & Community. Nicht nur der Ton ist hier freundlich und aufgeschlossen, hinter dieser Gruppe steht auch ein sehr fachkundiger Admin und man lernt immer etwas dazu.

Aufgrund unserer beiden E-Bikes bin ich auch hier gerne unterwegs und bekomme dort auch oft hilfreichen Support und Einschätzungen: Im Haibike Fan Club und in der noch recht kleinen Riese & Müller Fanseite.

Eure Erfahrungen zur Reichweite?

Welche Erfahrungen habt ihr mit Reichweitenfressern gemacht? Kann man das Obige so stehen lassen, oder ist es zu vereinfacht?

Einen Artikel zum Thema Akku-Platzierung – Vor-und Nachteile integrierter Akkus – am E-Bike haben wir unter „E-Bike-Akku: Am Rahmen, im Rahmen oder beides“ veröffentlicht.

Wie oben schon gesagt: Kommentare, Anregung, Kritik sehr gerne unten eingeben!

Weiterführende Links rund um die Akkureichweite:

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Author: ebikespass

Hallo, ich bin Günter. E-Bikes verbinden für mich ideal Fitness und eine ordentliche Entdeckungsreichweite ... Die Elektrofahrräder tun Umwelt, Körper und Seele gut! Für den Blog teile ich meine technische Neugier und berichte über neue Modelle. Ein persönliches Dankeschön an alle, die mit ihren Kommentaren, eigenen Erfahrungen und Fragen diesen E-Bike-Blog weiter aufwerten und anderen weiterhelfen!

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8 Kommentare

  1. KommentarErgänzung zur geschätzten! Reichweitenanzeige ECO Ausgang voller Akku,
    Abfahrt Reichweite: 67 km;
    3 km bergauf Reichw. 43 km;
    3 km bergab, Reichw. 74 km
    3 km bergauf, Reichw. 33 km
    5 km gemischt, Reichw. 52 km
    Nach Nachladen Reichw. 91 km
    Höhenunterschied 2×180 m auf Asphalt
    Dieser hier angedeutete Einfluss wird bisher nicht berücksichtigt

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    • Verstehe ich das Richtig? Insgesamt bist Du 14 km gefahren, am Ende stehen 52 km Restreichweite auf dem Display, gegenüber 67 vor Fahrtantritt? Dann stimmt das doch ganz gut, was nach dem gesamten Streckenmix herauskam. Die Anfangsreichweite von 67km bei vollem Akku in Eco kann ich nicht nachvollziehen. War der bei 100%? Oder ist der Akku schon sehr alt?

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    • vielen Dank für das schnelle Nachdenken über meine Ergebnisse und Ihre Bestätigung durch
      „Die Fahrweise und die Fahrbedingungen der letzten Kilometer wirken auf die vom Gerät geschätzte Reichweite“. Dieser Einfluss ist m.E. allerdings schwer zu quantifizieren.
      Den Reichweiteabfall von 110 km auf 67 km eines jeweils vollem, neuem Akkus in Eco nach 30 km konnte auch ich nicht nachvollziehen und das animierte mich zum beschrieben Bergfahrttest.
      Bitte meine beiden Kommentare zusammen betrachten, sie sagen aus:
      1. Die vom „Reichweitencomputer“ geschätzte Reichweite eines vollen Akkus wird durch das Fahrverhalten VOR dem Laden ENTSCHEIDEND bestimmt.
      2. Durch das Fahrverhalten VOR dem Laden kann die Reichweitenanzeige eines dann vollen
      Akkus in Größenordnungen reduziert oder (von 67 km auf 91 km) erhöht werden.
      3. Die vom „Reichweitencomputer“ geschätzte Reichweite kann durch Fahren! sogar über
      den Ausgangswert des vollen Akkus steigen (voll: 67 km, nach 1. Bergauf-Bergabfahrt
      74 km).
      4. Der „Reichweitencomputer“ berücksichtigt nur ungenügend den Ladestand des Akkus.
      Diese Einflüsse sollten – zunächst zumindest verbal – in der Infografik erscheinen.

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      • Bei Punkt 4 stimme ich nicht zu. Der „Reichweitencomputer“ berechnet den Ladestand des Akkus nach seiner Rechenlogik schon korrekt mit. Man muss nur daran denken, dass die letzten Kilometer inkl. Fahrbedingungen gespeichert sind und mit den Akkustand in die Vorhersage einfließen. Damit man unabhängig von den Bedingungen der letzten Fahrt ist – wenn man das möchte, z.B. zu Beginn einer Tagestour – ist es nötig, die zuletzt gefahrenen Kilometer vorher via Display auf 0 zu setzen. Oder auf den Ladestand des Akkus zu schauen. Statt auf das „Fahrverhalten VOR dem Laden“ abzuheben, sollte man eher sagen, das Fahrverhalten seit dem letzten Display-Reset. Das Laden setzt den „Reichweitencomputer“ ja nicht zurück und beeinflusst diesen ja nicht direkt. Einverstanden? Laden Sie eigentlich den Akku am/im Rad, oder entnehmen Sie den Akku dafür?

  2. gute Infos, nötig aber Ergänzung:
    Ich behaupte: Fahrweise wirkt auf die vom Gerät geschätzte! Reichweiten-ANZEIGE im voll geladenen Zustand. Gibt es Erfahren? Meine bei ECO
    Vor Kauf Anzeige 110 km
    Frau fährt 30 km Anzeige 67 km
    Mann fährt 15 km Anzeige 91 km
    Ladezustand: Akku voll Bosch 400Ah, jeweils nur nachgeladen

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    • Das ist eine ganz wichtige Frage – danke dafür! Mir kam das anfangs auch sehr merkwürdig vor, dass nach einigen Kilometern die am Display angezeigte Restreichweite sogar steigen konnte! Warum ist das so? Der „Reichweitencomputer“ im Display bezieht für seine Voraussage immer die letzten gefahrenen Kilometer mit ein (seit letzem Reset, denke ich). Sprich: Wenn ich auf den letzten Kilometern viel Power gezogen habe, z.B. weil an einer Steigung, auf weichem Untergrund, Gegenwind, meint der „Reichweitencomputer“, das geht jetzt so weiter. Er errechnet als Restreichweite eine viel geringere Reichweite, als – etwa bei Normalverhältnissen ohne Gegenwind – noch vom Akkustand her möglich ist. Umgekehrt geht das auch: Zu optimistische Reichweitenschätzung, weil die ersten 10 Kilometer meist leicht bergab gingen, oder weil eine kräftigere Person gefahren ist, die sich weniger hat unterstützen lassen.

      Das Thema hatte ich übrigens im ersten Teil des Artikels zur E-Bike Reichweite schon gestreift.

      Zuverlässiger zur Vorhersage der verbleibenden Reichweite ist deshalb der Ladestand des Akkus, sprich wieviel Prozent sind noch vorhanden.

      Also klare Bestätigung: Ja, die Fahrweise und die Fahrbedingungen der letzten Kilometer wirken auf die vom Gerät geschätzte Reichweite!

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    • Nochmals Dank für die Diskussion und inzwischen habe ich einiges auf Ihrer HP gelesen.
      Meine Sorge: Neues Winovia Sima N7 400Wh hat nach 30 km und 2x Nachladen einen defekten Akku, da 30% Reichweitenverlust. Das kann nicht sein!
      Mir war nicht bekannt – und das steht nicht in Anleitungen:
      „Das Laden setzt den „Reichweitencomputer“ nicht zurück“ in meinem Fall ist zu ergänzen: Trotz Reset.
      Das ist für MICH eine wichtige NEUE Erkenntnis (durch meinen Test – bestätigt durch Ihre Meinung also einverstanden).
      „Der „Reichweitencomputer“ berechnet den Ladestand des Akkus nach seiner Rechenlogik schon korrekt“, das stimmt natürlich und ich bemühe mich seine Rechenlogik durch Lade-und Fahrversuche etwas zu verstehen, bleibe aber bei der Meinung von Punkt 4 mit der übereinstimmenden Ergänzung: Aussagefähiger als die Reichweitenanzeige ist die Ladeanzeige (ich hatte bisher minimal 4 Balken).
      Geladen habe ich zweimal am Rad und einmal den entnommenen Akku ohne Unterschiede bei der Reichweitenanzeige, bin damit also absoluter Neuling.

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      • Hallo, mit der Winora Sima-Reihe haben Sie sicher gute Unterstützung durch den Händler. Bosch Motor und Akku können da auch nachgetestet werden, ggf. haben Sie ja Garantie. Schauen Sie vielleicht mal in die Anleitung zum Purion Display. Ich lese im Netz: „Reset: Beim Bosch Purion gibt es auch eine Reset-Taste, mit der du die gefahrenen Tageskilometer zurücksetzen und auf 0 schalten kannst. Drücke dazu gleichzeitig die – und die + Taste. Am Bildschirm steht nun RESET. Drücke nochmal die + Taste und die gefahrenen Kilometer sind gelöscht.“

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